Köln, was bitte war das? So viel Liebe für Bosca, ein unglaubliches Publikum! Ich bin immer noch hin und weg. Aber fangen wir von vorne an …
Ich fahre direkt nach der Arbeit vom Frankfurter Hauptbahnhof nach Köln. Dort angekommen treffe ich Sin und gemeinsam lassen wir mein Gepäck erst mal abenteuerlich in der futuristischen Gepäckaufbewahrungsstation verschwinden. Erleichtert machen wir uns auf den Weg nach Ehrenfeld um das Helios37 aufzusuchen. Gegen halb sieben sind wir dort, brauchen aber noch Tickets von der Abendkasse. Da diese noch geschlossen ist, ist erst mal warten angesagt. Während wir das tun, erstehen wir von einem anderen Wartenden ein übrig gebliebenes Ticket, brauchen also nur noch eins.
Um kurz vor sieben hat das Warten dann ein Ende, wir können das fehlende Ticket kaufen und die Location betreten. Das Helios37 ist ein recht kleiner Laden, hat aber eine ganz angenehme Atmosphäre, wir fühlen uns direkt wohl. Nachdem wir uns an der Bar mit Getränken versorgt (3€ für ein Becks Green Lemon zuzüglich 1€ Pfand) und uns einen kleinen Kampf mit dem modernen Zigarettenautomaten geliefert haben heißt es wieder warten. Es ist noch recht leer und ich habe schon ein bisschen die Befürchtung, ein zweites Aschaffenburg zu erleben. Ich überlege mit Sin, ob wir die Besucher vielleicht strategisch günstig platzieren können, um den Laden etwas voller wirken zu lassen.
Um kurz nach acht geht es dann los, ein wenig voller ist es auch noch geworden. Irgendjemand aus Düren ist auf der Bühne. Glaube ich. Jedenfalls sind sie zu dritt. Die Musik ist nicht so mein Fall und verstehen kann ich auch kein Wort. Stimmung ist soweit aber ganz gut, bin gespannt wie die sich im Laufe des Abends noch entfaltet.
Sechs Songs macht das unbekannte Trio, ein paar davon waren sogar ganz ok, dann wird noch schnell ein Foto mit der Crowd gemacht und gegen zwanzig nach acht ist die Bühne wieder leer. In diesem Zustand hält sie sich jedoch nur kurze Zeit, denn gegen halb neun stehen Nio und Schenck oben. Die beiden starten mit dem selben Set wie in Aschaffenburg, aber hier ist die Stimmung inzwischen eine ganz andere. Der Laden geht gut mit. Dennoch fordert jemand aus dem Publikum den Rest des Saals auf, mehr mitzumachen, während Nio sich und seinen Kollegen auf der Bühne vorstellt. Es gibt wieder eine kurze Promo für Visionen und dann folgt auch schon der entsprechende Song.
Sin und ich stellen fest, dass es gar nicht notwendig ist, die Besucher strategisch zu positionieren – das haben sie von selbst gemacht. Der Laden wirkt voll, obwohl er es nicht ist. Der Stimmung ist das sehr zuträglich. Nio trinkt erst mal einen mit uns allen und möchte dann wissen, wer von uns für Bosca da ist. Offenbar alle 😉 Es gibt „Wir wollen – RIOT!“ und „BOSC ANTICOPS“ Wechselchöre. Dann macht Schenck wieder einen Song, während ein Typ Banane essend an mir vorbei läuft. Stärkung für das Sportprogramm, das später folgt? Während Schenck seinen zweiten Song zum Besten gibt, entdecken wir einen Typen im Onkelz-Shirt. Sympathisch.
Auf der Bühne scheint es derweil Probleme zu geben. Offenbar ist die Monitorbox ausgefallen und Nio fragt in Richtung Ton, ob auf der Bühne alles ok ist. Er erhält die wenig vertrauenerweckende Antwort „Ich glaub schon“. Die Darbietung der zwei Nachwuchstalente neigt sich dem Ende, aber auch heute will Schenck noch nicht weg. Also machen sie noch einen letzten und verlassen dann unter lauten „Nio“- und „Schenck“-Rufen um viertel vor neun die Bühne.
Vorne macht ein Grüppchen weiter Stimmung und wir müssen uns nur wenige Minuten gedulden, bevor Boscas Stimme wieder mit den ersten Takten von „Alle Spots auf mich“ aus dem Off erklingt. Das Publikum ist laut. Ich bin selig. DJ Pron liegt leider immer noch mit Grippe im Bett und Jannik ist wieder eingesprungen. Dieser hat das Set noch nicht ganz so gut drauf, spielt erst den falschen Song an, dann trifft er aber. Mit „In einer Welt“ geht es also weiter direkt gefolgt von Boscas Part aus „Wir bleiben unter uns“.
Jetzt ist erst mal wieder ein bisschen reden angesagt und Bosca schafft mal wieder eine perfekte Überleitung zum nächsten Song, „W.K.A.“. Das Publikum wills wissen und ich habe bereits den ein oder anderen Pogo gesehen.
Ich hab bisschen Liebe jetzt schon für euch, ihr pogt schon gut rum – die Pogo-Songs kommen noch, wisst ihr das?
BOSCA
Es geht weiter mit „In der Luft“, einem Song, den Bosca nach eigener Angabe liebt. Das Publikum offenbar auch. Vor dem nächsten Track beschließt der Wiesbadener „Das wird heute unser Donnerstag!“ und legt mit „Heute ist mein Tag“ los. Im Anschluss ertönen Bosca-Rufe und der Angerufene wirkt sichtlich verlegen.
Es gibt Abende, an denen es schwierig fällt, aber heute ist so ein Abend, ich guck euch an und ich weiß nicht, in euren Augen seh ich was, ihr gebt Liebe zurück und ich bin dankbar für jeden einzelnen der hier ist.
BOSCA
Nach einer rührenden Ansage erklingt „A.K.F.“ und für „Gang aus der Großstadt“ wünscht sich Bosca dann einen zünftigen Pogo. Den bekommt er natürlich auch. Für „Aus Gönnen wird Neid“ werden wir aufgefordert, mitzusingen. Es folgen „Tauchen wir ab“ und „Lampenfieber“ wo es im Refrain wieder einen netten Pogo-Kreis gibt. Dann hat Bosca erst mal eine kurze Pause und verschwindet von der Bühne. An seine Stelle treten Schenck und der Beatboxer, den ich bereits aus Aschaffenburg kenne. Ganz nette Darbietung, aber immer noch nicht so richtig meins. Aber die kleine Verschnaufpause gibt mir Zeit, den bisherigen Abend ein wenig Revue passieren zu lassen. Die Stimmung ist wirklich einmalig gut, Bosca und auch sein Backup V-Acht dadurch auch richtig gut drauf. Die beiden geben wie immer alles und haben am heutigen Abend sichtlich Spaß. Ich bin auf jeden Fall nicht nur froh, die Reise nach Köln angetreten, sondern gestern auch noch Tickets für Weinheim gekauft zu haben.
Es ist wieder an der Zeit, den Face anzurufen. Auch heute erhält Bosca das OK, „Achterbahn“ zu spielen. Diesmal allerdings ohne Face selbst aber mit fettem Pogo in der Hook. Trotzdem sind wir Bosca noch zu leise und er fordert uns auf, so laut zu sein, dass Face das in Frankfurt noch mitbekommt. Wir erhalten diese Chance bei „Scherben sind heiß“ bevor der Meister aller Überleitungen wieder eine grandiose Anmoderation zu „Glaub an mich“ hinlegt. Auch hier kann ich Pogo in der Crowd ausmachen und der wird auch beim folgenden „Düsen auf den Tisch“ auf keinen Fall weniger. Diese Stimmung, ich bin hin und weg! Überrascht bin ich auch von den SGE-Fangesängen zwischendurch, so weit weg von der Heimat hatte ich gar nicht damit gerechnet.
Heute gibts offenbar ein paar Probleme beim Aufbau des Keyboards aber irgendwann steht auch das und wir dürfen wieder raten, welchen Song Bosca darauf anspielt. Natürlich ist es auch diesmal „Weiterlaufen“.
ich schwör, ich lieb den Sommer übertrieben! Alles andere geht mir am Arsch vorbei. Frühling, Herbst, Winter – alles Dreck, Alter! Ich will Sommer haben!
BOSCA
Nach „Später Sommer“ kommt dann endlich „Riot“. Ich verspreche mir heute Abend viel von dem Song, das Publikum hat sich bislang von seiner besten Seite gezeigt und ich denke, da geht was.
Aja, Sommer, schön und gut, aber bissi Randale lieben wir auch!
BOSCA
Bosca will uns ausflippen sehen – und sein Wunsch wird erfüllt. Der Song, die Stimmung, das Publikum – MEGA! Und nachdem wir so richtig gut rumrandaliert haben, machen wir Urlaub – „Weiße Dünen“. Dann ist Zeit für Schnaps. Zwei Flaschen Jägermeister werden durch das Publikum gereicht und diesmal hat der Ersatz-DJ sogar Musik dazu am Start. Eine Flasche wandert wieder halbvoll auf die Bühne und wird zurecht von einem empörten Bosca zurückgewiesen. Dann ist Nio wieder gefragt. Er kehrt zurück auf die Bühne um einmal mehr seinen Bruder Vega bei „Wieder auf Krawall“ zu vertreten. Tut er auch heute würdig und das Publikum feiert den Song. Pogo, Pogo, Pogo, auch bei Boscas Part von „Dafür brauch ich kein Mic“. Nach „2 Sekunden pt. 2“ folgt nun das Hook-Medley. Vorher wird jedoch vom Publikum noch laut „Bosca“ skandiert. Der versucht abzuwinken, man merkt, dass es ihm etwas unangenehm ist, das ist uns aber egal und wir rufen weiter. Wer Liebe verdient hat, soll Liebe erhalten. Er lenkt mit der Erklärung des Sushi-Kreislaufs ab, erhält daraufhin jedoch wieder Bosca-Rufe.
Ich schwör, wir haben so unterschiedliche Crowds, wir haben immer so Crowds, die sind so „FvN alles, och ja, Bosca ist auch ok“, aber ihr habt Liebe für mich, oder?
BOSCA
Beim Hook-Medley ist die Stimmung dann kurz vorm Siedepunkt. Guter Pogo, alle singen mit. Die Bosca-Rufe reißen danach nicht ab und Bosca hat Bock, das Medley direkt noch mal zu spielen. Das Publikum hat auch Bock – also los. Hook-Medley again! Wieder fetter Pogo und alle singen noch lauter mit.
Ok, es gibt zwei Möglichkeiten. Möglichkeit eins ist, ich bin einfach zu angetrunken und denk mir, ich liebs so krass, nur wir liebens. Möglichkeit zwei ist, ihr liebts so krass, dass ihr sagt „mache mer nomma!“.
BOSCA
Bosca hat Bock, das Ding auch noch ein drittes Mal zu spielen. Das Publikum pflichtet ihm weiterhin bei, wird aber auf das Ende des Konzerts vertröstet. Jetzt kommt erst mal „Anders“!
Dann ist es wieder Zeit, die Mädels auf die Bühne zu holen – und das sind irgendwie echt viele. Bühne ist auf jeden Fall voll und dennoch sind noch genug Leute für Pogo vor der Stage. „Raus auf die Gasse“ und „Was glaubst du was passiert“ sind eine riesen Party und auch Bosca wirft sich in den Pogo vor der Bühne. Während die Mädels wieder von der Bühne geleitet werden, erklingen die Lieder der Eintracht einmal mehr in der kleinen Location in Köln Ehrenfeld.
Köln, ich sag euch wirklich eine vollkommen ernstgemeinte Sache: Wir sind ja hierher gekommen, wir wussten ok, heut wird so’n süßer Donnerstag, so’n süßer, kleiner, gemütlicher. Aber wir sind ja hier komplett eskaliert, Alter!
BOSCA
Es ist wieder Zeit für ein trauriges Lied, aber Bosca verspricht, wenn wir in der Zugabe richtig laut sind und sein Leben ficken, dann spielt er noch mal das Hook-Medley. Challenge accepted. Jetzt erst mal „Alles Schein“, das Outro vom aktuellen Album „Riot“, dann verlässt Bosca mit V-Acht die Bühne. Die Crowd hat noch lange nicht genug, es ertönen Bosca- und Zugabe-Rufe. Lange müssen wir uns nicht gedulden und die Bühne wird wieder betreten um vom „König der Luft“ zu erzählen bevor wir ein „Traumhaftes Leben“ haben. Ohne Pause spreizen wir die Flügel, „Der mit den Adlern fliegt“. Am Schluss wird mit Effekten nicht gegeizt und eine Konfetti-Kanone explodiert in der Hook.
Ich habe für euch eine ganz besondere Liebe heute entwickelt, Alter – eine ganz besondere!
BOSCA
Heute wird auch ein Foto mit der Crowd gemacht und es fällt Bosca sichtlich schwer, sich langsam auf das Ende des Gigs vorzubereiten. Aber da war ja auch noch ein Versprechen! Ein drittes Mal knallt das Hook-Medley aus den Boxen, das Publikum mobilisiert noch mal alle verbliebenen Kräfte um ein letztes Mal auszurasten, bevor das Konzert dann auf die Klänge von „Polarlights“ gegen 20 vor elf endet.
Das Licht geht an und vom Band läuft wieder „Kein Sorry“, der aktuelle Song von Vega. Ich mache mich auf den Weg zum Merchstand um mir einen Riot-Pulli für 40€ zu kaufen. An dieser Stelle sei die absolut angenehme Merch-Qualität erwähnt, die mich immer wieder aufs neue begeistert. Dabei sind die Preise mehr als fair.
Mit meiner neuen Errungenschaft warten wir noch kurz auf Bosca um ein paar Worte zu wechseln. Der lässt auch nicht lange auf sich warten und man sieht ihm seine Freude über den gelungenen Abend an. Sehr glücklich, gut angetrunken und mit einem Strahlen in den Augen mischt er sich unter die Fans. Wir schnacken kurz, ich prophezeie ihm einen Gig im Waldstadion und dann machen Sin und ich uns auch so langsam auf den Weg, wir müssen heute Abend ja noch nach Bonn. Am Bahnhof in Ehrenfeld treffen wir noch auf ein paar betrunkene Jungs, die augenscheinlich das gleiche Konzert haben wie wir. Auch für sie scheint es ein ausgesprochen guter Abend gewesen zu sein.
Am Kölner Hauptbahnhof müssen wir uns noch der spannenden Frage stellen, ob ich der futuristischen Aufbewahrungsstation mein Gepäck wieder entlocken kann. Kann ich.
Ich kann nicht in Worte fassen, was für einen geilen Abend wir in Köln erlebt haben. Insgesamt war das ein mega gelungener Auftritt, die Stimmung war so fantastisch, die hätte ich mir schöner nicht vorstellen können – so muss ein Konzert sein. Und abgesehen von dem ein oder anderen kleinen Textaussetzer (vermutlich der Euphorie geschuldet) war auch die Darbietung auf der Bühne aller erste Sahne. Bosca und seine Crew bei locker 150%, zwischen den Songs viel Unterhaltung weil der Künstler viel und gerne redet und das Publikum mit einbezieht. Nach der Show ein tolles Gespräch, Bosca ist einfach ein super sympathischer Typ, den ich immer wieder gerne treffe und den ich erst recht immer wieder gerne live sehe!
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