Keine Liebe Jam – Ultrakaos, Face63, Born, Doppel 5, Nio & Fraa, Spectaculum & Jon – 25.05.2016, Nachtleben Frankfurt

Nachdem der Hesse mich so schmählich im Stich gelassen hat, hab ich mich nachmittags spontan entschieden, die „Keine Liebe Jam“ im Frankfurter Nachtleben allein zu besuchen. Ich sollte diese Entscheidung nicht bereuen.

Kurz die Kreditkarte von meinem Papa belastet, Ticket bei meinem Lieblings-Bruder ausgedruckt und gegen halb neun auf den Weg Richtung Innenstadt gemacht. Gegen zehn vor neun betrete ich den Keller des Nachtleben, das Publikum ist noch recht übersichtlich und hinten in der Ecke kann ich auch schon den Merchstand ausmachen. Heute ist nichts für mich dabei, konnte ich meinen Bedarf auf der Tour nach einigen Anläufen ja ganz gut decken. Ich bestelle mir also erst mal einen Cranberry Juice zu 2,50€ an der Bar und setze mich auf die Treppe. Während ich meinen Blick schweifen lasse, entdecke ich Vega, der aus dem Backstage-Bereich kommt und sich am Merchstand unters Volk mischt. Kurze Zeit später läuft Born an mir vorbei und dann seh ich Bosca mit ein paar Schoppen in der Hand die Treppe neben mir runtersteigen.

Als Bosca ein paar Minuten später kurz auf die Bühne hüpft entweicht den beiden Mädchen neben mir ein verträumtes Seufzen. Ich kanns verstehen. Gegen neun Uhr wird der Abend mit einer Open Mic Session eröffnet. Oder soll. Es gibt keine Freiwilligen. Das Publikum ist noch immer spärlich und zudem schüchtern. Schließlich meldet sich doch jemand und gegen Ende sind dann fünf Acts, von denen eine ein Mädel ist auf der Bühne. Leider konnte ich mir die Namen nicht merken, aber alles in allem konnte man sich das gut anhören, was da geboten wurde. Am meisten ging meiner Meinung nach jedoch das Mädel ab.

Gegen 21:30 starten dann Nio & Fraa als erster Act. Vor allem Nios Lines erinnern mich sehr an FvN, was ich da höre gefällt mir sehr gut und auch Vega scheint es zu gefallen, er geht am Bühnenrand total ab und rappt den letzten Track sogar so für sich mit. Die beiden wirken auf der Bühne echt sympathisch und gerade Nio merkt man an, dass er den Abend sichtlich genießt. Es geht Schlag auf Schlag weiter und um 21:50 stehen dann schon Spectaculum & Jon auf der Bühne. Sie haben auch noch den Opa alias Le Visage im Gepäck, zusammen nennen sie sich Bermuda Tribe. Die Jungs sind auf jeden Fall cool und machen ihre Sache gut, aber die Tracks sind nicht so ganz mein Ding. Da haben Nio und Fraa für meinen Geschmack aber auch echt stark vorgelegt. Um 21:10 geht es dann auch wieder nahtlos weiter mit ESTIES, Diggi55 und NerdYin von Doppel 5. Ist schon wieder eher so meins. Um 22:40 betritt dann mit Face63 der erste Freund von Niemand (offiziell) die Bühne. War die Stimmung bereits bei den vergangenen drei Acts wirklich schon gut, wird jetzt noch mal eine ganze Schippe drauf gelegt. Zurecht, denn Face liefert ab. Und nicht nur er, am Bühnenrand gehen Bosca und Vega ab, auch Timeless steht kurz dabei und schaut sich den Auftritt an. Man merkt schnell, was das Publikum will. Und als das Publikum es dann bekommt, ist der Keller am kochen. Auf 180 quasi. Vega und Bosca rocken auf der Bühne mit, als gäbe es kein Morgen, das Publikum dreht völlig ab, der Keller ein großer Pogokreis. Das war richtig gut, hatte ich so gar nicht erwartet. Um 23:00 Uhr ist dann Born an der Reihe, wie bereits in Aschaffenburg und Frankfurt ist auch dieser Auftritt stabil. Bei „Stimme, Flow, Technik“ geht der Pogo und zum letzten Song kommt auch Face noch mal auf die Bühne. Die beiden haben einen neuen Track im Gepäck (haha, reimt sich), „Echte Jungs weinen nicht“. Bleibt zu wünschen, dass sie es bald mal zusammen ins Studio schaffen. Was mir beim Publikum auffällt während der Auftritte sind die vielen jungen Mädchen die schmachtend in die Bühnenecke blicken, wenn Bosca sich sehen lässt. Der Mädchenschwarm.

Gegen 23:30 Uhr ist es dann soweit, Ultrakaos. Es geht los mit Boscas „Tunnelblick“ (glaub ich xD). Im Vorfeld hatte Bosca versprochen, Songs querbeet von früher bis heute zu spielen und dieses Versprechen hält er auch. Es sind Stücke wie „Auswärtsfahrt“, „So mächtig“ und „Fremd in diesem Land“ dabei. Bei „Hier bei uns“ sind alle auf der Bühne, Bosca und Krykz, Vega, Face, Born, Ali B und viele mehr springen auf der Bühne rum und gehen ab zu dem Track. Bei irgendeinem Lied gibt mir Bosca Highfive und ich frage mich einen kurzen Moment, ob er mich erkannt hat oder ob es Zufall war. „Feinde von jedem“ ist ein Song, den ich besonders feier und über den ich mich heute Abend außerordentlich freue aber am meisten kann ich bei „Dafür brauch ich kein Mic“ abgehen. Bosca und V auch. Letzterer springt plötzlich auf den Tisch neben mir. Ganz schöne Energie hat er, der kleine Mann. Generell hab ich ja eh schon erwähnt, dass das was ist, was ich an Vega und Bosca so liebe. Die spielen den Track nicht nur, die performen den. Mit Händen und Füßen, mit dem Gesicht. Da kann man gar nicht anders, als auch abzugehen. Nach „Der mit den Adlern fliegt“ verlassen die Jungs erst mal die Bühne. Auf der Bühne zurück bleibt Ali B, der sogleich vom Publikum aufgefordert wird, etwas zum besten zu geben. Nach einigem zögern legt er dann mit einem Part aus seinem Stück „Engel“ los und wird dafür vom Publikum gefeiert. Die Ultrakaos Crew kommt noch einmal mit ein paar Songs zurück, ich freue mich, dass „In einer Welt“ mit dabei ist. Bosca möchte noch einmal darauf aufmerksam machen, dass die „Keine Liebe Jam“ ein Ort, ein Event werden soll, wo man in regelmäßigen Abständen unter Gleichgesinnten HipHop und Rap genießen kann. Das Projekt liegt den Jungs sehr am Herzen, sie wollen, dass Frankfurt wieder rausgeht, unter Menschen, dass wieder gemeinsam etwas unternommen wird und nicht jeder vor seinem Computer, Tablet oder Smartphone hängt. Joah, also ich wäre beim nächsten Mal wieder dabei. Als nächstes darf das Publikum entscheiden, welcher Song ungeplant in die Setlist kommt. Im Angebot sind „Meine Feinde“ und „2 Sekunden Pt2“. Bittemeinefeindebittemeinefeindebittemeinefeinde. Das Publikum soll per Lärm abstimmen – für Bosca ist beides gleich laut. Vega spricht ein Machtwort, er ist für „Meine Feinde“. Danke! Und noch mal Abriss. Als letztes Lied folgt noch mal ein Ultrakaos-Song. Leider weiß ich nicht mehr welcher, aber Bosca sagte, es sei sein liebster. Eigentlich wollten sie noch Parkplatzmusik spielen, aber über die Zeit sind wohl die Samples verloren gegangen. Schade drum. Um 00:36 ist der musikalische Teil der Jam dann leider vorbei.

Ich lunger noch ein wenig im Keller rum und checke wie die Bahnen so fahren, da kommt Bosca aus dem Backstage-Bereich. Ich denk mir noch so „Fein, kannst noch ein bisschen gucken“, kommt der auf mich zu als er mich sieht, umarmt mich zur Begrüßung und freut sich darüber, dass ich da war. Oha, hat er mich vorhin wohl doch erkannt. Innerlich bin ich ja jetzt ganz schön aufgeregt, lass ich mir aber natürlich nicht anmerken. Während ich noch grübel ob er mich nur „schon mal gesehen“ hat oder mich zuordnen kann, fragt er mich, ob ich echt in Essen war. Er hätt da was auf Facebook gesehen. Ok, nu binsch komplett platt haha. Wir wechseln noch 1-2 Worte, dann muss er weiter ziehen. Ich wünsch ihm noch einen schönen Abend und gehe erst mal nach oben, um noch einen Cranberry Juice zu erstehen. Der heißt da übrigens wirklich so, deswegen muss ich es explizit erwähnen. Es gibt Apfelsaft und Kirschsaft. Und Orangensaft. Aber keinen Cranberry Saft. Gut, klingt auch doof.

Während ich draußen sitze und trinke läuft Vega an mir vorbei. Dann werden Merchkisten rausgeschleppt, Born kickt mir eine leere Dose an den Fuß, entschuldigt sich und ich mach mich auf den Weg zum Nachtbus.

Der Abend war absolut großartig, ich hätte mich mega geärgert, wäre ich nicht hingegangen. Ok, vermutlich nicht, weil ich dann nicht gewusst hätte, WIE großartig es war, aber WENN dann hätte ich mich geärgert!

Nio hat erst vor kurzem seine erste EP „Irgendwann ist nicht jetzt“ rausgebracht und nach dem, was ich heute so gesehen habe, lohnt es sich auf jeden Fall, die mal anzuhören. Die beiden werd ich definitiv weiterverfolgen und bleiben für mich zweitstärkster Act des Abend. Ich möchte dir, geneigter Leser besonders Nio ans Herz legen (damit du nicht so lange suchen musst, hier findest du die EP auf Youtube) aber auch bei den anderen Jungs empfiehlt es sich, mal reinzuhören.

Nio – Schwafel mich nicht voll

A tribe called Bermuda

Diggi55 & ESTIES

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