BOSCA – 24.07.2021, Pop-Up Eventlocation Wiesbaden

Es ist schon wieder viel zu viel Zeit ohne Live-Musik vergangen! Der erste Lichtblick in diesem Jahr: das BOSCA Konzert in Wiesbaden. Ich war vom Tag der Ankündigung an heiß. Ja, ich weiß, Pandemie dies das, aber ich brauch Konzerte. Sonst bin ich nicht glücklich.

Das letzte Konzert vor der Pandemie? BOSCA in der Batschkapp. Corona hatte man schon mal gehört, aber das Ausmaß war noch nicht im Ansatz zu erahnen. Also noch mal mit > 1000 Leuten in die Batschkapp geströmt und von dort quasi direkt in den ersten Lockdown. Ich hätte mir kein besseres Konzert als „letztes Konzert“ wünschen können. Geile Stimmung, ich war mit tollen Leuten, ein gediegener Abschluss nach dem Konzert … mehr geht nicht.

Aber zurück zur Gegenwart. Ich packe also eine Freundin ein, ihres Zeichens noch FvN-Jungfrau, und ab gehts nach Wiesbaden. Im letzten Jahr im September gab es noch zwei Corona-Konzerte von FvN im Batschkapp Sommergarten, die waren doch sehr … distanziert, passend zum gesamten Motto der Pandemie. Ich bin gespannt, was mich heute Abend erwartet.

Wir sind recht früh an der Location, die Sonne scheint, die Laune ist gut und wir warten auf den Einlass. So gegen 18:00 Uhr geht dann das Tor auf und wir stehen gesittet an, bis wir dran sind unsere Adresse anzugeben oder wahlweise den QR Code mit der Luca-App zu scannen. Nachdem diese Hürde genommen ist, geht es weiter zur Kartenkontrolle – wo man uns selbige abnimmt. Nicht euer Ernst Leute. Schon mal was davon gehört das Leute ihre Eintrittskarten als Erinnerungsstücke sammeln? Ich weine jetzt noch … kann man echt nicht machen.

Wir begeben uns erst Mal zum Ort des abendlichen Geschehens um uns ein Bild von der Lage zu machen und gegebenenfalls Plätze zu sichern. Vor der Bühne finden wir einige Stuhlreihen, dahinter Bierzeltgarnituren. Wir sichern uns Plätze in der immerhin dritten Reihe und versorgen uns erst mal mit Getränken. Die Preise sind fair, fünf Euro für zwei Gläser Wasser – ich hab schon mehr bezahlt. Was allerdings gar nicht geht ist die Musik, die vom Band kommt. Hinter mir fragt einer „Können die nicht mal gescheite Musik spielen? Ich schlaf gleich ein!“ – ich muss zustimmen. Neben uns auf dem Mäuerchen hat sich Basti Red vom Eintracht Podcast Fußball 2000 niedergelassen. Später dann sollte ich auch noch Martin Hinteregger sichten und auch Schenck springt immer wieder im Publikum rum.

Zwischendrin besuchen uns noch zwei Freundinnen zum Hallo sagen, wir verabreden uns für später und gegen 19:00 steht dann, nicht zum ersten Mal im Vorprogramm von BOSCA, Rami Hattab auf der Bühne und gibt eine handvoll seiner Songs zum Aufwärmen zum Besten. Das Publikum ist ihm wohlgesonnen, es wird mitgeklatscht und mitgemacht und zum Ende seines Auftritts erhält er seinen verdienten Applaus.

Wenn grade niemand auf der Bühne steht, vertreibt sich das Publikum die Zeit wie gewohnt mit Eintracht Fan-Gesängen. Ich hab das Gefühl, die Stimmung wird immer besser und auch ich hab richtig Bock auf das vor mir liegende Konzert. Aaaaah diese Sehnsucht nach Live-Musik, dieser Atmosphäre, dem bunten Durcheinander von Menschen, von schwitzenden Leibern und gröhlenden Mündern.

Als nächstes entern Nio und Kavo die Stage. Die beiden legen direkt los und die Stimmung im Publikum steigt weiter an. Es lässt sich jetzt schon erahnen, dass der Abend ein kleiner Abriss werden könnte. Vor dem Konzert saß Nio noch kurz bei mir um zu quatschen und wir waren uns einig, dass es einfach Zeit wurde für ein Konzert und das wir beide echt Bock darauf haben. Und das merkt man ihm auf der Bühne auch an. Ich glaub, der Junge war echt glücklich, einfach mal wieder dort oben stehen zu können. Und die Songs wurden auch gut gefeiert, es wurde gesprungen und auch getanzt.

Das Publikum ist angeheizt, die beiden jungen Rapper verlassen die Bühne, kurz noch mal Vega vom Band und ein paar Eintracht-Lieder später ist es Zeit für den Haupt-Act. BOSCA betritt die Bühne, mit dabei Hadi Bougart als sein Backup.

Eröffnet wird der heiße Tanz mit dem Intro „Hart und Schnell“ vom aktuellen Album „Solange es schlägt 2“. Generell wird die Setlist sehr vom aktuellen Album geprägt sein, aber auch den ein oder anderen Gassenhauer bereit halten. Es geht direkt weiter mit „Nix geschenkt„, ebenfalls vom aktuellen Album und dann kommt ein Song bei dem ich wieder etwas textsicherer bin, „Wir bleiben unter uns“ von der „Fighting Hessisch“, allerdings ohne den Part von Face, obwohl ich den heute schon hab rumspringen sehen.

Kurz Zeit zum Verschnaufen während wir von BOSCA begrüßt werden und er uns einen kleinen Schwank erzählt der selbstverständlich und wie gewohnt in einer Überleitung auf den nächsten Songtitel endet.

Wir erfahren, das ein Teil der heutigen Einnahmen an die Obdachlosenhilfe Adler & Friends Wiesbaden gespendet werden. Da geht mir doch direkt das Herz auf <3 Die Jungs sind halt so, wie es der folgende Titel verspricht. „Wie kein anderer“ vom Album Riot steht an. Dann kehren wir mit „9mm“ für insgesamt fünf Songs zurück zur aktuellen Platte. Ein kurzer Schnack und dann kommt „Jeder Tag zählt„. Großartige Hook, Song macht Spaß und das spiegelt sich auch in der Stimmung wieder. Nach „Wie du’s reinrufst“ holt BOSCA Francey auf die Bühne, die kürzlich erst einen eigenen Song veröffentlich hat und beide sind „Broke und verstrahlt“ bevor wir dann mit „Schneeweiße Sportwagen“ vorerst mit dem aktuellen Album abschließen.

Im Nachgang betrachtet kann man sagen folgt nun mit den Songs „Weiterlaufen“ und „Später Sommer“, beide vom 2017 erschienenen Album „Cobra 3“, die Ruhe vor dem Sturm. Bisher war alles soweit noch gediegen. Gute Stimmung zwar, aber eben gediegen.

Und dann wird es ernst. Bzw heiß. BOSCA bittet Face auf die Bühne und das Publikum zum Tanz. Bzw zum Springen. Es geht direkt los mit „Scherben sind heiß“ und spätestens bei „Cyka Blyat„, der aktuellen Singel von Face und BOSCA gibt es im Publikum kein Halten mehr. „Bulleit Bourbon“ vom aktuellen Album wird ebenfalls in den Ring geschmissen und Face schmeißt sich unterdessen wie gewohnt ins Publikum. Es wird gepogt, es wird gesungen, es wir gesprungen und gerappt. Es ist fast wie früher und ich bin im Himmel. Die Security leider nicht so, sie hat Mühe, den Gang, der die rechte und die linke Stuhlreihe voneinander trennt gemäß den aktuellen Bestimmungen freizuhalten. BOSCA nutzt die kurze Pause vor dem nächsten Song, um uns darauf hinzuweisen in dem auf dem Boden aufgemalten Kasten jeweils zu bleiben und diesen Mittelgang eben freizuhalten. Achso ja, da war ja noch was. Corona, narf. Noch ein letzter Song mit Face – „Glaub an mich„, auch ein großer Favorit von mir – und dann kommen wir noch mal auf das neue Album zurück. „Respekt & Vertrauen“ bringt uns erst mal ein bisschen runter.

Das ist allerdings nicht von langer Dauer, denn im Anschluss heizt sich die Stimmung mit dem „Steinadler“ langsam wieder auf. Vega ist heute leider in Berlin und macht dort Musik, daher müssen die folgenden Songs ohne seinen Part auskommen. Macht aber nix, „So läuft es in FFM“ von „SES2“ ist allein durch die Hook schon mega und sowohl „Anticops“ als auch „2 Sekunden“ („Hab ein Leben am Hals und versuch es zu führen“ – großartige Zeile!) sorgen auch mit jeweils nur einem Part für Stimmung. Vor allem bei mir, endlich mal wieder was wo ich textsicher bin hahaha.

Und das soll auch so bleiben, Zeit für das Hook-Medley. Rezept: Man nehme die eingängigen Hooks diverser Gassenhauer, stückle sie strategisch aneinander und lasse das Publikum dazu ausrasten. Gesagt getan. Wir finden einen „Platz in meinem Herzen„, sind „So mächtig“ und dennoch „Fremd in diesem Land„, „Meine Feinde“ sind „Mit oder gegen uns“ und es liegt was „In the Air„. „Dafür brauch ich kein Mic“ denn „Aus Gönnen wird Neid“ deshalb sind wir „Assi Deluxe“ und fahren „Achterbahn„. Oder so ähnlich haha.

Endlich kommt mein Lieblingssong von der „Riot“ – „Anders“ – könnt ich in Dauerschleife hören. Mach ich auch manchmal. Jetzt gesellen sich auch wieder die beiden Freundinnen vom Anfang zu uns. Nach diesem, ich muss es noch mal erwähnen, wirklichen tollen Song folgt der neuere Song „Mein Platz„. Auch hier, bomben Hook, toller Song und kommt auch sichtlich gut an. Und dann ist wieder Chaos angesagt. Wir bleiben neu, BOSCA legt mit „Crime Time“ los. Face pogt sich durchs Publikum, reißt sich sein Shirt vom Leib und tanzt in der nächsten Sekunde, einen Stuhl über seinem Kopf pumpend, an mir vorbei. Vielleicht beschreibt das die irre Stimmung zumindest ein wenig.

Nach „Der mit den Adlern fliegt“ verlässt BOSCA erst mal die Bühne um dann mit der Zugabe und „Was glaubst du was passiert“ zurückzukommen. Der Song ist eigentlich immer ein Pogo-garant und enttäuscht auch heute nicht, was das angeht. Rami Hattab kommt auch noch mal raus um mit BOSCA über ein „Traumhaftes Leben“ zu singen und nach dem „König der Luft“ kommt auch Face noch mal auf die Bühne statt davor durchzudrehen. Zumindest mal so zeitweise. Er bringt seinen Song „Vay Vay Vay“ und uns damit noch ein letztes Mal für diesen Abend zum Ausrasten und dann wird das Set mit „Polar Lights„, dem Outro der „Cobra 3“ beschlossen.

Die Jungs haben heute wieder alles gegeben und ich glaube, sie hatten Spaß. Also wir hatten den auf jeden Fall! Meine Freundin dreht sich strahlend zu mir um, fällt mir um den Hals und sagt „Danke!“.

Wir chillen uns noch ein wenig mit den anderen auf die Bierbänke, quatschen, sehen ein paar Gesichter wieder, ziehen auf dem Gelände umher und lassen den Abend einfach schön ausklingen.

Ich bin glücklich. Selig. Sogar immer noch, während ich diese Zeilen schreibe. Um es mit den etwas abgewandelten Worten eines Frankfurter Dichters und Poeten zu sagen „Dieses Konzert war unzensiert und unbedingt notwendig“. War es wirklich. Mir fehlen Konzerte so. Also richtige Konzerte. Nicht dieses Abstand, Sitzplätze, Maske, dies das. Und an dem Abend, da kam das echt nah ran an „früher“. Und es ist so unfassbar, wie sehr man davon zehren kann. Wieviel Energie so ein Konzert geben kann. Ich kann nicht in Worte fassen wie dankbar ich den Künstlern und auch Veranstaltern bin, dass sie diesen Abend ermöglicht haben. Ich kann auch nicht in Worte fassen, was mir dieser Abend bedeutet hat, für mein Seelenheil.

Was ich aber in Worte fassen kann ist: ICH HAB SO BOCK AUF SEPTEMBER! Da steht BOSCA nämlich wieder auf der Bühne. Diesmal im Batschkapp Sommergarten. Ich kanns kaum erwarten.

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