Das Konzert in Aschaffenburg noch in guter Erinnerung mache ich mich gegen sieben auf den Weg nach Mannheim um die Freunde von Niemand wiederzusehen. Diesmal bin ich alleine unterwegs, was mit Sicherheit auch dazu beiträgt, dass ich mit Schrecken feststelle, dass der Beginn diesmal nicht mit 21 sondern 20 Uhr angegeben ist. Ok, Gas geben ist angesagt. Auch diesmal bediene ich mich einem Car-Sharing-Car.
Die Autobahn ist frei und so bin ich gegen 20:15 Uhr an der Halle. Timeless ist noch nicht auf der Bühne – alles gut.Am Eingang erfahre ich, dass es keine Garderobe gibt. Während ich noch überlege, ob ich meine Jacke schnell ins Auto bringe sehe ich das Schild „Kein Wiedereinlass“ und beiße zähneknirschend in den sauren Apfel. Was mir als erstes auffällt ist, dass die Alte Seilerei noch sehr leer ist. Als nächstes checke ich den Merchstand aus, stelle enttäuscht fest, dass noch keine neue Ware eingetroffen ist und die von mir favorisierte Größe somit auch noch nicht wieder verfügbar, dann begebe ich mich Richtung Bühne. Ich kann bequem bis in die fünfte Reihe vorlaufen und entscheide mich, dort stehen zu bleiben. Leicht irritiert entdecke ich, dass die erste Reihe von einem (vermutlich tragenden) Pfosten geteilt wird.
Ich muss nicht lange warten und Timeless und Splinta823 betreten die Bühne. Für einen kurzen Moment sieht Timeless etwas enttäuscht aus, als er ins immer noch relativ spärliche Publikum blickt, eventuell habe ich den Blick aber auch fehlinterpretiert (ich könnt die Enttäuschung verstehen). Die beiden geben wie bereits in Aschaffenburg eine super Performance ab, nicht nur Timeless, auch Splinta823 gefallen mir immer besser. Auch diesmal haben die Kölner einen spannenden Mix aus den bestehenden Alben und der neuen Timeless-Platte im Gepäck, auf die Gastsängerin müssen wir dieses Mal jedoch verzichten. Auch heute fehlt „Zwei Stimmen“ nicht in der Setlist, wobei Timeless wieder den soften und Splinta823 den harten Part übernimmt. Als kleines Schmankerl gibt es noch jeweils einen kurzen „A-Capella“-Rap-Part von beiden. Ich habe mich inzwischen in Reihe drei vorgearbeitet.
Nachdem Timless und sein Kollege die Bühne verlassen haben muss ich nicht lange warten und Vega und Bosca betreten die Bühne – diesmal wird die Zeit nicht bzw kaum mit Stadion-Gesängen überbrückt. Schon beim Opener fällt mir auf, dass Bosca ziemlich leise ist. Kurz darauf erfahren wir auch den Grund, den armen Kerl hat eine Grippe erwischt. Zwischendurch sieht er mir auch ein bisschen schmerzerfüllt aus, aber er gibt dennoch sein bestes und legt einen grandiosen Auftritt hin. Die Halle ist mittlerweile ein wenig voller geworden, für meinen Geschmack jedoch immer noch ein wenig leer. Der Sound ist meiner Meinung nach auch nicht so gut wie in Aschaffenburg, da stand ich jedoch hinten und nicht vorne an der Bühne.
Das Konzert macht von so weit vorne noch mehr Spaß, ich steh total drauf, wenn Künstler auf der Bühne nicht nur singen sondern ihre Songs auch „performen“ und gerade das haben die Freunde von Niemand total drauf. Die Gestik und die Mimik bei den Songs, die Jungs sind ständig in Bewegung, am Springen, am Kicken. Wäre nicht das Handtuch, das Bosca sich um den Hals gewickelt hat, man könnte vergessen, dass der arme Kerl krank ist. Leider ist die Stimmung kaum mit Aschaffenburg zu vergleichen, ich nehme auch kaum Pogo hinter mir wahr. Diesmal habe ich mich jedoch entschieden, dass ganze Programm mitzumachen – inklusive HipHop-Arm. Bin ja alleine. An dieser Stelle muss ich den ganzen Hoppern auch mal Respekt zollen, dieses permanente „winken“ mit dem Arm ist ganz schön anstrengend. Morgen hab ich bestimmt Muskelkater. Vor „Alte Liebe rostet nicht“ vergreift Vega sich am Mischpult und versucht sich an einem Beat bestehend aus zwei Soundsamples des Songs. Bosca „darf“ darauf rappen. Nach anfänglichen Unstimmigkeiten ob der Geschwindigkeit des Beats bekommt er dass sogar ziemlich gut hin. Und wer dabei war wird gemerkt haben, dass es nicht besonders einfach gewesen sein dürfte auf den „Beat“ zu rappen.
Dank der Hüpf-Einlagen bei „Kannst du es sehn“ stehe ich mittlerweile in der zweiten Reihe und habe auch ein paar Fußballlieder vernommen. Jedoch ertönen hier die Lieder von Mannheim und viele Gesänge gegen Karlsruhe und Kaiserslautern. Auch diesmal gibt es Getränke, Timeless klettert ins Publikum und verteilt Schnäpse von einem Tablett, Bosca schüttet Freiwilligen von der Bühne aus Wodka in den Mund.
Die Setlist scheint die Gleiche zu sein, wie bereits in Aschaffenburg, was mich sehr erfreut, da ich die ziemlich geil fand. Ich bin auch mittlerweile bei den Songs von Bosca etwas textsicherer, da ich mir seine Alben nach dem letzten Konzert sehr exzessiv gegeben habe. Weiß gar nicht, warum ich die bislang so vernachlässigt habe, Bosca ist auf jeden Fall hart dabei, Vega in meiner musikalischen Gunst zu überholen.
Es folgt „Dafür brauch ich kein Mic“ und generell scheinen die beiden ne Menge Spaß zusammen auf der Bühne zu haben. Das Konzert neigt sich für meinen Geschmack viel zu schnell dem Ende zu, auch diesmal wird bei „Bounce mit uns“ ein großer Kreis gebildet, in dem mehr oder weniger ausgelassen getanzt wird. Bei König ohne Krone haben die Mannheimer die Ehre, für ihre Stadt zu singen. Vega fordert ein „Mannheim ist echt, Alter“, was ihm selbstverständlich im ersten Anlauf viel zu leise ist und wiederholt werden muss (war aber wirklich leise. Und ich hab heimlich „Frankfurt“ gerufen xD). Auch dieses Mal beschließt „Ausgebrannt“ den Abend.
Nachdem die Jungs von der Bühne sind, begebe ich mich nochmals zum Merchstand. Ich entscheide mich, den „Freunde von Niemand“-Hoodie in L zu kaufen (weils M eben nicht mehr gibt) und nehme noch ein „Freunde von Niemand“-Shirt in S dazu. In Frankfurt kann ich mir den Pulli ja dann immer noch in M kaufen (Wobei S wahrscheinlich die bessere Wahl wäre. Mal sehen.). Während ich noch überlege, ob ich noch einen Moment verweilen soll, falls Timeless oder Bosca wieder zum Merch-Stand kommen (ok, ich geb es zu, in erster Linie wegen Bosca xD) klettert ersterer auch schon neben mir über den Tisch. Es dauert noch einen Moment, da seh ich auch Bosca durch die Halle und hinter den Stand joggen. Ich lasse meine Eintrittskarte von Timeless unterschreiben und begebe mich dann in Boscas Ecke, wo ich mich zunächst am Handy eines anderen Fans blamiere, der mich fragt, ob ich ein Bild von ihm und Bosca machen kann. Leider klicke ich zuerst die Kamera weg und kann dann den Selfie-Modus nicht auf normal umstellen (sorry, ich kann kein Android bedienen), so dass er das Foto dann selbst macht. Als ich dann an der Reihe bin und vor Bosca stehe verschlägt es mir offenbar die Sprache, denn ich schiebe ihm wortlos meine Eintrittskarte zum unterschreiben hin. Er schaut ein wenig überrascht und im Nachhinein ist es mir auch mega peinlich, weils einfach über unhöflich war. Immerhin habe ich es noch geschafft, mich brav zu bedanken, nach einem Foto habe ich mich dann allerdings nicht mehr getraut zu fragen. Vielleicht in Frankfurt dann, mit dem mutigen Hessen und Tobi an meiner Seite.
Nachdem ich mein Ticket sicher verstaut und die neuerworbene Kleidung angezogen habe, begebe ich mich wieder zum Auto; die Autobahn ist wieder/immer noch frei und ich komme relativ schnell zuhause an.
Trotz der etwas zu leeren Halle und der angeschlagenen Gesundheit war es ein großartiges Konzert. Die Jungs haben einfach wieder alles gegeben, um mich herum waren nette Menschen und ich war einmal mehr begeistert von Bosca und seiner mega freundlichen Art. Man hat aber eindeutig gemerkt, dass Aschaffenburg so etwas wie ein Heimspiel für die Jungs war. Nicht nur in Hinblick auf die voll ausgefüllte Halle sondern auch auf die Stimmung (die aber wohl auch von der Menge der Menschen abhängt).
Splinta823 hat mir so gut gefallen, dass ich mir sein Album bei iTunes gekauft habe – und bislang habe ich es noch nicht bereut. Gefällt mir sogar besser, als das Debütalbum von Timess. Wobei ich „Antiheld“ natürlich auch bereits vorbestellt habe. Am 08.04. geht es dann zum Tourabschluss in Frankfurt – ich kanns kaum erwarten!