The Bones – 27.09.2015, Schlachthof Wiesbaden

Nach meiner erfolgreich absolvierten Schicht im Kino schwinge ich mich auf mein Motorrad und brettere voller Vorfreude Richtung Wiesbaden. Ich habe die Bones Anfang des Jahres durch jemanden entdeckt, dessen Musikgeschmack ich sehr zu schätzen gelernt habe. Nachdem ich etliche Male, am liebsten morgens im Badezimmer beim fertig machen, zu der Musik der Bones durch meine Wohnung getanzt bin, werde ich sie heute live erleben.

Die Fahrt verläuft ohne besondere Zwischenfälle und so bin ich um kurz nach sieben an und wenige Augenblicke später auch in der Halle. Zuerst möchte ich natürlich meine Motorradsachen loswerden und suche als erstes die Garderobe auf. Ich scheine so ziemlich die einzige zu sein, die diesen Service in Anspruch nimmt, denn meine Sachen hängen dann ganz verloren und ziemlich alleine an ihrem Haken. Aber irgendwie ist Jacke abgeben auch kein Rock’n’Roll.

Die Halle ist in etwa so groß wie mein Wohnzimmer und praktisch leer. Auf den ersten Blick zähle ich ca 4 Menschen, die sich im übersichtlichen Infield rumtreiben. Wobei rumtreiben zuviel gesagt ist. Sie stehen oder sitzen irgendwo. Ich beschließe also, zunächst meine Konsumsucht zu befriedigen und nähere mich dem Merchstand. Nachdem ich mir ein T-Shirt ausgeguckt habe erstehe ich dieses um günstige 15€ und mache mich auf den Weg zurück in den Innenraum. Es ist immer noch nicht wesentlich voller geworden und so gehe ich noch einmal vor die Tür. Dies ist dank eines Eingangs erhaltenen Stempels problemlos möglich und draußen stehen, sich unterhaltend und/oder rauchend, auch noch ein paar mehr Menschen.

Gegen 19:45 legt dann die erste Vorgruppe, The Electric Overdrive, los. Es handelt sich dabei um eine Punkband aus Hamburg und als die ersten Takte aus den Boxen dröhnen, füllt sich die Halle etwas. Aber wirklich nur etwas. Es ist immer noch ziemlich leer, dieser Umstand scheint die Jungs auf der Bühne jedoch wenig zu beeindrucken. Sie liefern meiner Meinung nach gut ab, in der Halle will jedoch erst mal noch so keine richtige Stimmung aufkommen. In der ersten Reihe stehen drei Menschen. Beim letzten (instrumentalen) Stück springt der Sänger über die Absperrung ins Infield, zieht durch die Reihen und bedankt sich bei den Gästen noch einmal persönlich für ihr erscheinen um dann nach Rückkehr auf die Bühne noch ein wenig mit seinen Bandkollegen auszurasten. Die Jungs haben eine halbe Stunde gespielt und mich zumindest insofern begeistert, dass ich mich die Tage mal nach einem Tonträger von ihnen umsehen werde.

Nach einer knapp 15-minütigen Umbauphase betreten dann auch schon die Rogers, ihres Zeichens zweite Vorgruppe des Abends, die Bühne. Etwas über eine halbe Stunde bekomme ich feinen, deutschen Punkrock auf die Ohren. Der Innenraum wird auch merklich voller, wobei auch hier von wirklich voll noch lange keine Rede sein kann. Wir kommen noch nicht mal an halbvoll ran. Aber immerhin die erste Reihe ist besetzt und ich kann auch den ein oder anderen Fan der hamburger Kombo ausmachen. Die erste Reihe singt also aus vollem Hals mit, dahinter tanzt ein Mädchen verzückt zur Musik und der Rest der Halle wippt auch hin und wieder mit. Mir gefällt die Musik wirklich gut und ich beschließe auch hier, mir als bald das ein oder andere Stück zuzulegen (Anmerkung der Redaktion: ist inzwischen geschehen). Zwischendurch versucht der Sänger das Publikum zu motivieren, näher an die Bühne zu treten doch offenbar ist der Saal noch etwas schüchtern. Das macht aber nix, kommt der Prophet nicht zum Berg, geht der Berg eben zum Propheten. Oder so ähnlich. Jedenfalls springt auch dieser Sänger von der Bühne ins Publikum und animiert dieses zum mitsingen. Der Auftritt der Jungs macht wirklich Spaß und vor allem Lust auf mehr (Anmerkung an mich, weitere Auftritte checken).

Wieder ein kurzer Umbau und dann betreten 4 Promille als letzter Support die Bühne. Die Halle ist deutlich voller geworden und viele können auch die Texte mitsingen. Die Gruppe ist beliebt und bekannt, das sehe ich gleich. Gut, sogar ich kenne sie, wenngleich ich auch kein Lied mitsingen kann. Tanzen geht aber. Fast eine Stunde rocken die Jungs und ihr Mädel über die Bühne und mit ihrem letzten Lied „Ich werd mich ändern“ heizen sie uns noch mal richtig ein, bevor sie das Feld den Bones überlassen. Mittlerweile ist es zehn Uhr.

Knapp 20 Minuten später ist es dann so weit. Die Bones betreten die Bühne, der Opener knallt aus den Boxen und die Halle tanzt und feiert. Beef Bonanza trägt eine mit Lichtern besetzte Hose – na wenn das kein Punk ist. Mein persönliches Highlight, mein absoluter Favorit „Flatline Fever“ wird gespielt und ich kann einmal mehr komplett ausrasten. Herrlich. Natürlich sind auch ein paar Stücke des neuen Albums, „Flash the Leather“ dabei. Die Jungs haben es sich wie erwartet nicht nehmen lassen ihr deutsches Stück, „Die wilden Jahre“ zu spielen, welches mir nicht so zusagt. Es waren aber zum Beispiel auch „Ms. Mortuary“ und „This Dance“ dabei, welche mir wiederum ziemlich gut gefallen. Außerdem spielen sie noch das erste Stück, welches ich überhaupt von ihnen gehört habe – „Until I die“ – und auch hierbei lässt es sich richtig gut ausrasten. Nach einer guten Stunde verlassen die Jungs die Bühne um kurz darauf zu einer Zugabe zurück zu kehren. Dazu rufen sie Mitglieder der Vorgruppen auf die Bühne und zusammen rocken sie dann einfach mal „The KKK took my Baby away“ von den Ramones. Ich bin grad nicht sicher, wie viele Songs danach noch folgten, glaube aber mehr als zwei waren es nicht. Nach etwas über einer Stunde gehen auch die Bones letztmalig von der Bühne.

Ich mache mich auf den Weg zur Garderobe, die diesmal nicht ganz so verwaist ist. Einem Teil der Besucher war es dann offenbar doch nicht zu spießig, ihre Jacken abzugeben. Die freundliche Dame hinter dem Tresen erkennt mich gleich wieder und händigt mir meine Sachen aus. Wir schnacken noch kurz und wundern uns über einen halben Becher Bier, den ein Gast auf ihrer Theke hat stehen lassen. Meine Vermutung, dass es sich eventuell um Trinkgeld handeln könnte wird in sofern widerlegt, dass ich erfahre, dass die Angestellten für die zurückgebrachten Becher keinen Pfand erstattet bekommen.

Nachdem ich mich in meine Motorradklamotten geschmissen habe, laufe ich zu selbigem und mache mich auf den Heimweg. Die Autobahn ist frei, ich kann zu einem krönenden Abschluss noch einmal kurz über den Asphalt knallen und komme zufrieden zuhause an. Die Ohren klingeln und sausen, ich bin fix und fertig, aber glücklich.

Alles in allem war es ein wirklich gelungenes Konzert, welches eine Menge Spaß gemacht hat. Die Vorbands haben mir wirklich gefallen, wobei 4 Promille für mich am schwächsten waren. Jedoch nicht bedingt durch ihre Show, denn abgeliefert haben sie, sondern weil ich mit der Musik am wenigsten anfangen konnte. Viel getanzt, viel ausgerastet, gelungener Abend. Schade, dass die angedachte, vier Konzerte umfassende Mini-Tour geplatzt ist, ich hätte gut Lust, die Jungs auch noch in Zürich, München und Wien zu sehen.

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