Heute tritt Vega samt Band im Rahmen der Festlichkeiten zum 25 jährigen Jubiläum der deutschen Einheit auf der Batschkapp-Bühne an der Hauptwache auf. Nachdem mir die Live-DVD außerordentlich gut gefallen hat, möchte ich den Jungen nun auch einmal live sehen und so mache ich mich mit meinem Bruder auf den Weg in die Innenstadt. An der Hauptwache angekommen, versuchen wir uns noch mit Juan zusammenzutelefonieren. Ich überlege, ob ich als Treffpunkt den Swatch-Laden vorschlage, weil dieser mir direkt ins Auge springt. Ich lasse es und wir laufen Richtung Römer um unseren dritten Mann auf dem Weg dorthin am Brunnen abzufangen. Nach Ankunft am Brunnen ein erneutes Telefonat und wir machen uns auf den Weg zum Zecken-Brunnen. Wir wollen uns nun doch lieber dort treffen. Nach kurzem Warten an besagtem Brunnen erfolgt ein neuer Anruf. Ist offenbar gar nicht so leicht, sich in der Stadt zurechtzufinden und sich zusätzlich dazu auch noch zu koordinieren. Mein Bruder fragt mich, ob ich wisse, wo der Swatchladen ist. Ja, weiß ich. Und dort treffen wir Juan dann auch.
Mittlerweile ist es auch fast acht und so machen wir uns auf den Weg in Richung Bühne. Diese wurde mitten auf der Hauptwache aufgebaut und davor hat sich bereits eine beachtliche Menschenmenge angesammelt. Gut, man sieht noch viele Eltern mit ihren Kindern und ich vermute, dass sich die Reihen nach den ersten Lines noch einmal lichten werden aber es sind auch schon extrem viele FvN-Pullis am Start.
Bereits der Soundcheck offenbart, dass auch Bosca und Timeless am Start sein werden. Jetzt bin ich aber wirklich mal gespannt. Muss ich aber gar nicht sein, denn relativ pünktlich um acht betreten Vega und Bosca die Bühne. Sie legen direkt mit dem Intro „Kaos“ vom gleichnamigen Album los, welches auch direkt eine der Vega-Lines enthält, welche ich extrem feier „Frankfurt, hier folgt auf das Servus ne Backpfeife.“ … großartig. Die Jungs legen direkt mit „Wir sind die Eins“ nach und ich sehe, es gibt viele textsichere Menschen um mich herum. Wie erwartet sind ein paar Leute auch schon wieder verschwunden, dennoch sind noch beachtlich viele Menschen da und feiern gemeinsam. Nach dem etwas ruhigeren „So weit weg“ darf Bosca ran und performt „In einer Welt“ und „Der mit den Adlern fliegt“. Es macht Spaß einen so kritischen Song wie „In einer Welt“ auf einer Veranstaltung, welche quasi von der Regierung, also einem jener Organe, an welche die Kritik gerichtet ist, veranstaltet wird zu hören. Und die Menge feiert den Song auch. Zu „Kannst du es sehen“ wird noch Timeless mit auf die Bühne gebeten und die Jungs geben dem Publikum erst mal eine Einweisung im Hüpfen, welches dann später im Refrain zum Einsatz kommen soll. Und auch hier, überall um mich rum Menschen, die begeistert mitmachen.
Ich bin das ganze Konzert über etwas gehemmt, einmal, weil Hip Hop Konzerte nicht so ganz meine Welt sind und ich somit nicht mit allen „Riten“ vertraut bin und zum anderen, weil mein Bruder mich gleich zu Beginn ermahnt hat „Du singst nicht mit!“, was übersetzt soviel heißen sollte wie „Blamier mich nicht!“. Naja, er steht ja eh hinter mir und so kann ich heimlich mit“singen“. Nur die Sache mit dem „Hip-Hop-Arm“ wie Bosca ihn so schön nennt erschließt sich mir noch nicht so ganz. Da gibt es so einen Mechanismus in mir, wenn mein Arm hochgeht, bilden meine Finger automatisch eine „Pommesgabel“. Ich kann das nicht wirklich verhindern.
Nach „Hip Hop & Rap“, welches auch auf dem aktuellen Album zu finden ist, teilt Vega uns mit, dass er beim nächsten Stück überlegt hat, ob er es wirklich spielen soll, schließlich sei die Veranstaltung ja von der Regierung und so … Ich fand es mega, dass sie sich dennoch dazu entschieden haben, das Ding zu spielen, denn als „1312“ aus den Boxen knallt erreicht die Stimmung in der Menge ihren Höhepunkt. Das ist das Lied, das ich an diesem Abend am meisten feier, es geht einfach so ab.
Bosca darf mit „Wieder unterwegs“ noch mal ran und für „König ohne Krone“ hat sich Vega dann noch eine kleine Mitmach-Aktion ausgedacht. Jeder Anwesende soll die Line „Frankfurt ist echt Alter!“ so laut es geht „mitsingen“. Der erste Anlauf klingt von meiner Position aus schon mal ganz gut, Vega und Bosca bewerteten ihn offenbar als zu leise. Vega bedeutet der Band aufzuhören und sie spielen das Lied noch einmal von vorne. Diesmal scheint die ganze Zeil den Satz auszurufen, auf der Bühne sieht man, dass es sich offenbar nicht nur vom Publikum aus gut anfühlt.
Nun scheinen den Jungs auf der Bühne die Songs ausgegangen zu sein. Man tauscht sich kurz darüber aus, dass ja noch ein wenig Spielzeit übrig ist und Vega entscheidet sich für „Dem Himmel so nah“. Bosca sieht im ersten Moment nicht so begeistert aus, dass kann aber natürlich auch täuschen, denn als der Song losgeht ist er direkt voll mit dabei. Zum Abschluss muss dann noch mal ganz viel Licht her. Jeder soll sein Feuerzeug, Handy, irgendwas leuchtendes auspacken und die Hauptwache in ein Lichtermeer verwandeln – was auch auf beeindruckende Weise funktioniert. Dazu das Outro von „Vincent“, ein gelungener Abschluss für den Auftritt.
Leider müssen Vega, Bosca und die Band die Bühne dann um neun Uhr wieder verlassen. Wir machen uns durch die Menschenmassen auf den Weg Richtung Main, um den Abend dort gemütlich ausklingen zu lassen.
Trotzdem 80% der Zeit direkt neben mir ein Typ mit iPad stockensteif stand und die Show gefilmt hat, bin ich von dem Auftritt komplett begeistert. Eventuell hab ich das ein oder andere Lied von der Setlist vergessen (ich behaupte es kann nicht mehr wie eins sein), aber ich war einfach zu geflasht. Was die DVD bereits versprochen hat können Freunde von Niemand live auf jeden Fall halten und ich kanns kaum erwarten, die Jungs bald wieder zu sehen. Auf keinen Fall möchte ich bis zu „5 Jahre Freunde von Niemand“-Show Ende 2016 warten!