Böhse Onkelz – Memento-Tour – 04.12.2016, Zürich Hallenstadion

Wir fahren etwa sechs Stunden später als zuletzt geplant in Kärnten los. Die Herren waren einfach nicht zu trennen. Nach etwa einer dreiviertel Stunde Fahrt in Richtung Zürich fällt dem betrunkenen jungen Mann neben mir auf, dass er seinen Rucksack hat stehen lassen. Die ganze Fahrt bangend, von nun an auf die Morgentoilette verzichten zu müssen und dies auch in regelmäßigen Abständen beklagend, ist die Erleichterung bei Erreichen der Raststätte vor den Toren Zürichs und dem Anblick des Rucksackes im hinteren Teil des Busses groß. Wir nutzen noch die Örtlichkeiten um uns bettfein zu machen und fallen dann in einen … naja, in einen Schlaf.

Der Hesse hatte ja die ganze Zeit für Zürich keine Karte und heute sieht er so aus, als würde ihm das gerade recht kommen. Das blühende Leben würd ich anders beschreiben. Da ich aber nicht möchte das er später bereut, EIN Konzert der Tour verpasst zu haben, nachdem wir kurzfristig sogar Bremen auf uns genommen haben, habe ich ihm natürlich eine Karte organisiert. Was hat er sich gefreut. Auf dem Weg irritiert mich ein Straßenschild. Hier ist Tempo 30, jedoch nur Freitags von 20:00-02:00 Uhr. Vielleicht das Kneipenviertel?

Wir sind inzwischen 2982km weit gereist und treffen uns, in Zürich an der Halle angekommen erst mal mit dem Engelchen und dessen Schwester. Die haben noch eine weitere Begleitung dabei und sitzen im Holiday Inn, gegenüber der Halle. Der Einlass ist von hier aus gut sichtbar, dort geht jedoch augenscheinlich nichts voran, dabei ist es bereits viertel nach Sieben. Unsere Lust auf das Konzert hält sich heute ohnehin in Grenzen, ich bin unfassbar müde, der Hesse … ja, müde vermutlich auch. Noch ein kurzes Treffen vor dem Hotel zwecks Kartenübergabe (Dankbarkeit ist es nicht, die ich im Blick des Hesse sehe) und irgendwann machen wir uns auf den Weg über die Straße und hin zum Einlass. Inzwischen geht’s einigermaßen voran allerdings gibt es am Eingang dann ein Problem mit meiner Karte. Ich muss zum Ticketschalter um die Ecke und das klären lassen. Hab ich ausgerechnet heute auch wirklich Bock drauf. Ich parke den Hesse gestikulierend (da er schon drin ist und ich noch draußen stehe) neben dem Eingang und gehe zum Tickethäusschen. Dort muss ich einen Moment anstehen, dann wird mein Ticket begutachtet, ich erhalte einen Stempel und darf wieder zurück zum Einlass. Diesmal komme ich auch durch die Kontrolle und so betreten wir während Beastö Blanco spielen den Innenraum. Die Halle ist gut voll, wir finden ein Plätzchen neben dem FOH und ich bemerke, dass die Sängerin, ihres Zeichens Tochter von Alice Cooper, erstmalig mit dabei ist. Gibt eine interessante Gestalt ab die Dame. Hinter mir auf dem Unterrang feiert jemand die Vorgruppe total ab, er oder sie gibt wirklich alles. Erinnert mich ein wenig an Firma, der auch heute Abend nicht dabei ist und erst in Hannover wieder zu uns stoßen wird. Bzw wir zu ihm, vorher. Aber dazu später.

Ich bin so kaputt, ich werde das Konzert heute nur anschauen können. Einfach nur gucken. Die Onkelz betreten die Bühne und Stephan beklagt weiterhin seine Heiserkeit. Kevins Stimme erscheint mir heute mega präsent, eventuell weil ich selbst nicht mitgröle. Ich kann heute auch auf die Leinwände achten, das Konzert auch visuell einfach mal genießen. So kann man sich das auch schönreden haha. Aber mir fällt heute zB zum ersten Mal auf, das es bei „Gehasst, verdammt, vergöttert“ keine Bilder im Hintergrund zu sehen gibt.

Ich habe mich im Vorfeld gefragt, wie der „Oh, wie ist das schön“-Gesang wohl auf Schweizer-Deutsch klingt und bin fast ein wenig enttäuscht. Es klingt ganz normal. Ich bemerke, dass die Pausen zwischen den Liedern recht lang sind.

Ich meine es ist nicht besonders nett, wenn man schreibt: bevor wir eure Füße küssen, werden wir sie euch brechen. Aber es kommt von Herzen!

Stephan Weidner

„Wieder mal nen Tag verschenkt“ klingt so wunderschön. Stephan muss sich setzen zum spielen, Gonzo macht das lässig im Stehen. Bei den neueren Liedern fällt mir auf, dass die in meinem unmittelbaren Umfeld wenig bis niemand mitsingt. Aber was soll ich heute urteilen, ich kann mich kaum auf den Beinen halten und habe zusätzlich die ganze Zeit Angst, das der Hesse hinter mir einfach umfällt. Der W bedauert die Mädels die nun an die Brüstungen gedrückt werden. Andererseits gibt er jedoch zu, dass er es geil findet, wenn gepogt wird, schließlich sei ein Onkelzkonzert ja kein „Kinnergebortstach“. Dann folgt „Danke für nichts“.

Bei „Auf gute Freunde“ bin ich komplett überwältigt davon, wie laut die gesamte Halle ist. Ich hatte mich die vergangenen Konzerte schon gefragt, wann es aufgehört hat, dass man bei „Wir ham noch lange nicht genug“ den Text zu früh singt. Heute Abend war es wieder soweit, die Musik geht los, die Leute singen die erste Strophe und dann setzt der Gesang wirklich ein. Klingt vielleicht doof, aber bei sowas fühl ich mich dann wieder wie früher. Jeder weiß, der Einsatz ist zu früh, das passiert einem am Anfang aber später hat mans dann drauf. Macht es aber weiterhin „falsch“. Weils dazugehört.

Besonders bei „Kirche“ ist das Bühnenbild wirklich beeindruckend. Wie sich diese Kuppel über die Monitore an der Decke erstreckt, die Farben, das Lichtspiel. Das macht schon gut was her. Auch wenn mir das Lied mittlerweile eh schon zu den Ohren herauskommt, die Show wertet es dann doch noch mal auf.

Ich wundere mich darüber, noch gar keine Mexico-Rufe vernommen zu haben. Dann wiederum … woher sollen die auch wissen, wie es ist Weltmeister zu sein? Das Konzert neigt sich dem Ende zu, Stephan teilt uns mit, dass wir, sollten wir seine Stimme irgendwo finden, sie behalten sollen und ich muss sagen, trotz meiner immensen Müdigkeit war es ein tolles Konzert. Die Stimmung war super und es war spannend, mal so alles drumherum mitzubekommen, was offenbar gar nicht so leicht ist, wenn man selbst „mitmacht“. Während des Konzertes ist zB ein Betrunkener direkt ins FOH gefallen und lag dann zwischen den ganzen Kabeln und Geräten, beinahe ein paar Stecker ziehend während er versuchte wieder Halt zu finden. Er wurde dann von ein paar Ordnern aus dem Kabelmeer rausgefischt und von seiner Misere befreit.

Auch der Hesse hat das Konzert überstanden ohne umzufallen aber auf den Moment, wo er es mir danken wird, es erlebt haben zu dürfen muss ich wohl noch eine Weile warten. Wir treffen uns wieder mit dem Engelchen und dessen Schwester, besuchen zur Stärkung die örtliche Filiale des schottischen Restaurants „Zur goldenen Möwe“ und fahren dann zu Engelchen, die uns ein Lager für die Nacht angeboten hatte. Bei betreten der Wohnung sehe ich meine Nachtruhe bereits schwinden, in einem Stuhl fläzt sich ein Kater. Diesmal ein echter. Ich hab ne Allergie. Auch ne ziemlich echte. Ich hole zur Sicherheit mein Asthmaspray aus dem Auto, es wird noch ein bisschen gequatscht und dann legen wir uns zur Ruhe. Ich reagiere angenehm wenig auf die Katze und kann gut schlafen. Das ist auch notwendig denn für den kommenden Tag haben wir wieder eine anspruchsvolle Reiseroute geplant.

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