Gegen elf bin ich dann auch wach und inzwischen ist Lily auch schon da. Firma ist grad duschen, als nächster hat sich der Hesse eingereiht und so bin ich als letzte dran. Soll mir recht sein, erst mal richtig wach werden. Nachdem sich jeder wieder frisch fühlt machen wir uns auch recht schnell auf den Weg, heute in zwei Autos, der Hesse und ich bilden Team Frankfurt, Lily und Firma das andere.
So um 16:00 Uhr sind wir an der Halle. Diesmal parken wir etwas weiter vom Eingang entfernt aber das ist immer noch jammern auf hohem Niveau. Der Kanzler schickt uns eine Mitteilung, dass er seinen Kumpel schon mal an den Bus geschickt hat, da er selbst sich etwas verspäten wird. Da sitzt der junge Mann jedoch bereits fröhlich in unserer Runde, wir hatten uns bereits bereiterklärt, ihm Asyl zu gewähren. Auch Do ist schon am Bus und ich erwarte sehnsüchtig die Ankunft von Kalle, die ich das letzte Mal am Hockenheimring in meine Arme schließen durfte. Nachdem auch die Einheimischen samt Forenanhang eingetroffen sind, können wir uns, nachdem sich jeder auf dem Banner verewigt hat, auf den Weg in die Halle machen.
Auch heute gibt es keine nennenswerten Kontrollen und wir sind gegen sechs Uhr in der Halle. Ich kann nicht genau sagen wie es passiert ist, aber ich bin übertrieben breit. Während ich mit absolut blankem Gehirn in der Halle stehe, merke ich, wie Christian mich anschaut. Ich drehe meinen Kopf gerade genug, um ihn anschauen zu können und sehe, wie er sich einfach nur kaputtlacht mit den Worten „Alter Jackie, du siehst aus, als hättest du einfach nur ein riesen Fragezeichen im Gesicht.“ Ich finde, das beschreibt es ganz gut.
Wir schmuggeln erst mal unsere Rangkinder in den Innenraum und besorgen uns dann 1. Welle Bändchen. Bereits in Frankfurt startete, was sich später als eine Art Tradition entwickelte. Ein Konzert sehen wir uns von hinten an, eines von vorne. Heute also vorne. Ich hatte mir völlig verantwortungsbewusst im Vorfeld der Tour Ohrenstöpsel besorgt in der Vermutung, dass 20 Konzerte in fünf Wochen meinen Ohren nicht ganz so gut tun könnten. Diese packe ich heute für die Vorgruppe mal aus. Man muss sein Gehör ja nicht mehr schädigen als notwendig. Die Vorgruppe betritt die Bühne. Wir erinnern uns, ich bin immer noch sehr breit. Durch die Ohrenstöpsel wirkt alles etwas entrückt. Entfernt. Absolut surreal. Mein Fitness-Tracker piept. Christian schaut mich ungläubig an. „Hat deine Uhr dich grade auf einem Konzert daran erinnert, dass du dich bewegen sollst?“ Ja hat sie. „Zeit für Bewegung“ steht im Display. Schwierig.
Nach der Vorgruppe nehme ich die Stöpsel raus. Bei aller Liebe zu meinem Gehör aber so kann ein Konzert keinen Spaß machen. Es folgt das Warten auf die Onkelz. Die kommen wieder pünktlich auf die Bühne. Das Intro startet. Und ich hab Bock. Auf das Konzert. Auf die Tour. Auf alles, was da noch kommen mag. Ich hab Spaß mit Kalle, wir tanzen, wir pogen, wir ärgern Leute die nicht berührt werden wollen. Es ist ein toller Abend. Die Halle ist laut, auch heute geben alle wieder alles für die Live-Veröffentlichung. Die Band ist in bester Spiellaune, harmoniert perfekt auf der Bühne. Ich bin gespannt, wie die CD klingen wird. Vor allem im Vergleich mit ihrem Vorreiter, der einen nicht so leicht einholbaren Status genießt. Noch mal zurück zu den Leuten, die nicht berührt werden wollen. Ich werde nie verstehen, warum manche Weiber mit ihren Kerlen in die erste Welle gehen und diese dann dazu nötigen, sie vor anderen abzuschirmen. Wenn du nicht berührt werden willst GEH VERDAMMT NOCH MAL NICHT NACH VORNE. Und lass deinem Macker doch wenigstens den Spaß am Konzert.
Die Halle macht Krach, die alten wie die neuen Songs werden laut mitgesungen, alles in allem, es ist ein Fest. Und leider gegen 23:00 Uhr auch schon wieder zu Ende.
Wir hängen noch eine ganze Weile mit allen am Bus rum, Mickys Tochter Alex hat beim Pogo mal wieder alles gegeben, wir sind eine richtig große Truppe hier in Dortmund und ich bekomme so langsam eine Ahnung davon, was uns auf dieser Tour erwartet. Einige der Nasen sehen wir heute nicht zum ersten Mal und sowohl Micky als auch Hutze werden wir unter anderem schon in Stuttgart wiedersehen.
Irgendwann ist es dann doch Zeit für den Abschied, am heutigen Abend werden sich unsere und Firmas Wege erstmals trennen. Der Hesse und ich fahren noch in der Nacht zurück nach Frankfurt, da dort am morgigen Tag die Eintracht spielt (passenderweise gegen Dortmund haha) und am Abend will die Jahrhunderthalle unsicher gemacht werden. Kontrastprogramm bei „5 Jahre Freunde von Niemand“.